„Das Dao ist in Worten nicht beschreibbar. Die Worte, die man findet, sind die rechten Worte.“ (Laozi, Daodejing)
Als Zifa Gong oder Spontanes Qigong werden alle Formen des Qi Gong bezeichnet, bei denen als Ausdruck der natürlichen Eigendynamik des Qi spontane Bewegungen zugelassen werden. Dabei können bereichernde innere Erfahrungen entstehen, zum Teil auch transpersonaler Natur. Durch das Zulassen der spontanen Bewegungen werden die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt. Alltagsverspannungen und angesammelte körperliche, emotionale und geistige Blockaden werden gelöst. Das natürliche Gewahrsein ist dabei stiller und wacher Zeuge; anschließend kann man sich an alle Details erinnern.
Zifa Gong ist wohl die natürlichste und ursprünglichste Form des Qi Gong und geht zurück auf schamanische Riten und Tänze. In der heutigen Zeit eröffnet es einen direkten und einfachen Weg, um auch im Alltag tiefer mit der eigenen intuitiven Weisheit und lebendigen inneren Kraft in Kontakt zu treten. Der spontane Zustand ist nichts Festes, eher ein Kontinuum zwischen den Polen Kontrolle und Sich-dem-Qi-Hingeben. Fortgeschrittene Übende können den Grad des Sich-Fallen-Lassens bewusst einstellen.
Viele Qigong-Systeme beinhalten Aspekte des Spontanen Qigong (siehe unten). Dabei wirkt zum Beispiel die kombinierte Bewegung im Chanmi Qigong stärker kontrolliert als beim Zifa Wuqinxi. Die japanische Sei-Tai-Form ist eine der „freiesten“.
Im Tanden Dojo kannst Du das Spontane Qigong beim Qigong-Lehrer Konstantin Rekk in Seminaren und fortgeschrittenen Kursen üben.
Zifa Wuqinxi – Spontanes Spiel der Fünf Tiere
Wu Qin Xi, das Spiel der fünf Tiere, existiert heute in ungefähr zehn verschiedenen Stilen. Bei den meisten Lehrformen handelt es sich um eine geleitete Form, bei der Tierbewegungen bewusst nachgeahmt werden.
Zifa Wuqinxi ist eine besondere Form des Wuqinxi (“Spiel der Fünf Tiere”), bei der das Qi durch Entspannungs- und Konzentrationsübungen gesammelt und stimuliert wird. Diese innere Bewegung führt zu unwillkürlichen, individuell verschiedenen Ausdrucksbewegungen, die nicht gelenkt werden. Dabei können charakteristische Formen auftreten, die den 5 Tieren zugeordnet werden. Entsprechend den taostischen Vorstellungen und Erfahrungen der Chinesischen Medizin weisen dabei bestimmte Handhaltungen, Töne und Emotionen der Übenden darauf hin, um welches Tier es sich handelt und welche energetischen Aspekte gerade aktiv sind.
Archetypische Tiere mit Elementen und Organen:
- Hirsch: Holz, Leber, Gallenblase
- Vogel: Feuer, Herz, Dünndarm, Perikard, 3-Erwärmer
- Affe: Erde, Milz/Pankreas, Magen
- Tiger: Metall, Lunge, Dickdarm
- Bär: Wasser, Nieren, Blase
Beim Zifa Wuqinxi versucht man den Anker im unteren Zentrum (Dantian) nie aus dem geistigen „Auge“ zu verlieren.
Nei Yang Gong – Spontanes Üben auf fortgeschrittener Stufe
Im Nei Yang Gong wird das Spontane Qigong geübt, nachdem die Formen der Mittelstufe erlernt wurden und sich daraufhin Qi-Gefühl als eine wichtige Fähigkeit entwickelt hat. Einen Vorgeschmack und Übergang zum spontanen Üben gibt die letzte Übungsform des zweiten Teils der Mittelstufe „Qi Yun Dan Tian – Qi im Dantian bewegen“.
Chan Mi Gong ( Chanmi Gong ) – freies Spiel der Energien im buddhistisches Qigong
Chan Mi Gong ist eine der großen chinesischen Qigong Schulen. Ihre Lehren und Übungen haben ihren Ursprung in den über tausend Jahre alten Praktiken der chinesischen Chan (Zen) und geheimen Mi Schulen.
Zu den besonderen Qualitäten des Chan Mi Gong gehören:
- sanft fließende Bewegungen der Wirbelsäule, auf der Basis der freien kombinierten Bewegung – Ru Dong (siehe unten)
- Lächeln aus dem Herzen
- Öffnen des dritten Auges
- Entspannen des Dammbereichs (Mi Chu)
- Verwenden von Mantren (Tönen), Mudren (Handhaltungen) und Visualisierungen
- Bewegte Übungen und Stille Meditation werden auf einer gemeinsamen Grundlage kombiniert
Das Qi wird auf feine und intensive Weise im Zentralkanal der Wirbelsäule und im ganzen Körper aktiviert. Körperliche, energetische und geistige Blockaden können so allmählich aufgelöst werden.
Die Basisübungen (Zhu Ji Gong) bilden die Grundlage für alle höheren und aufbauenden Übungsformen des Chanmi Qigong. Die feinen Wirbelsäulenbewegungen nutzen sämtliche Bewegungsmöglichkeiten der Wirbelsäule aus. So führen sie zu einer Durchlässigkeit in allen Wirbeln und Gelenken, alle inneren Organe werden angesprochen und aktiviert. Bei regelmäßiger und korrekter Ausführung kann alleine durch die Basisübungen eine Vielzahl von Beschwerden gelindert oder aufgelöst werden.
Ru Dong – die freie Bewegung – ist das Spontane Qigong im Chanmi Übungssystem. Beim Ru Dong wird der ganze Körper ausgehend vom Steißbein über die Wirbelsäule in alle Richtungen sanft bewegt. Die Form der Bewegung ist nicht vorgeschrieben. Man verlässt den Stand allerdings nicht. Die Bewegung ist teilweise spontan von innen heraus, teilweise bewusst gesteuert. Das Bewusstsein ist aktiv und sucht nach immer neuen Bewegungen. Die Bewegung wird vom Bewusstsein initiiert.
Katsugen Undō – eine japanische Qigong- und Selbstheilungs-Methode
Katsugen Undō (Übung der Regenerierenden Bewegungen, Bewegungen des Lebens, 活元運動, かつげんうんどう) ist eine ursprünglich japanische Form spontaner Energie- und Heilarbeit und ein Bestandteil von Seitai. Diese Form des Spontanen Qigong wurde von Haruchika Noguchi (1911 – 1976) entwickelt.
Die Übung beginnt aus dem Kniesitz (Seiza) heraus nach einigen einfachen, bewussten Atemübungen verbunden mit Entladungsbewegungen. Im Vergleich zum Zifa Wuqinxi wird das Bewusstsein nicht ausdrücklich im Unterbauch verankert.
Kranich Qigong – Hexiang Zhuang Qigong
Das Kranich-Qigong ist eine der verbreitetsten und populärsten längeren Übungsreihen. Es wurde Ende der Siebziger Jahre von dem Qigong-Meister Zhao Jin Xiang und dem Arzt Pang Heming ins Leben gerufen. Der Kranich hat in der ostasiatischen Mythologie und Volkskunst wunderbare Eigenschaften. Er ist eines der Symbole für langes Leben und wird oft als Begleiter der acht taoistischen Unsterblichen dargestellt.
In den fünf aufeinander aufgebauten Übungsfolgen werden die majestätisch-anmutigen, tänzerisch-fließenden, ruhig-meditativen Bewegungen des Kranichs imitiert. Das Qi wird gestärkt und in die Meridiane geleitet. Die gestärkte Energie beginnt den Körper zu heilen, was unwillkürliche Reaktionen im Körper auslöst. Je größer die Blockaden im Körper, umso heftiger können die Körperreaktionen beim Kranich Qigong ausfallen.
Die sechste, freie Form wird als Spontanes Qigong (Zifa Gong) praktiziert. Die Übung beginnt zunächst aus der Stille, dann leitet das Qi die Bewegungen des Übenden – und zwar genau so, wie es für die Heilung erforderlich ist. Damit dies gelingt, bedarf es vorher meist einiger Übungspraxis, um die Meridiane des Körpers durchlässiger zu machen.