Das Element Feuer – das Herz zum Leuchten bringen
Teil 4 der Artikelserie über die Fünf Elemente, von Miriam Brandt und Konstantin Rekk, 21. Juni 2025
Freude! Begeisterung! Action! – so fühlt sich die lebendige Energie des Feuerelements (chinesisch: Huo 火) an.
Lies weiter um zu erfahren
- wofür die Wandlungsphase Feuer in der Natur und im Menschen steht
- was Du von Menschen des „Feuer-Typs“ zu erwarten hast
- was passiert, wenn Dein inneres Feuer zu stark lodert oder zu schwächlich vor sich hin glimmt
- und was Du im Alltag und in Deiner Qigong-Praxis tun kannst, um das Feuerelement zu harmonisieren.
In Teil 3 unserer Artikelserie haben wir bereits das Element Holz erforscht. Nun fließen wir weiter im Nährzyklus: Nach dem Frühlingserwachen, in dem die Holzenergie sprießt, kommt die feurige Sommerzeit. Die Sonne brennt, die Natur ist auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung und erblüht in voller Fülle. Frei nach dem Motto “Summertime, and the living is easy” verbringen wir so viel Zeit wie möglich draußen und erfreuen uns an der Pracht der Natur. Der Sommer ist die Zeit der Happenings und Festivals, wir grillen gemeinsam mit unseren Freunden und werden zu Gartenpartys eingeladen. Jetzt ist unser Feuerelement am aktivsten: Die Wärme von außen wärmt unser Herz und weckt den Wunsch nach Ausgelassenheit, Lachen, Nähe und Feiern.
Tageszeitlich ist das Feuer dem Mittag zugeordnet, wenn die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht. Die Farbe des Feuers ist rot, wie die Liebe! Die Emotion des Feuers ist die Freude.
Das Feuer ist das unberechenbarste der Elemente: auflodernd, sich ständig verändernd, gleichzeitig aber auch faszinierend und attraktiv. Seit jeher versinnbildlicht es Licht, Wärme, Schutz und Gemeinschaft mit anderen Menschen.
Entsprechend des Nährzyklus braucht das Feuer Holz als Nahrung – nur was vorher gewachsen ist, kann auch blühen. Im Kontrollzyklus sorgt das Wasser durch kühlende Energie dafür, dass die Hitze des Feuers nicht überhand nimmt.
Das Element Feuer im Menschen
Im Feuer-Element erleben wir unsere Jugend, die Phase von Sturm und Drang. In der Pubertät entbrennt das innere Feuer: wir erleben intensive Emotionen, jugendliche Energie und manchmal auch Rebellion. Diese Zeit ist entscheidend für die Entwicklung der emotionalen Reife.
Feuer entfacht Inspiration, Neugier und Begeisterung in unserem Leben. Es wärmt und öffnet unser Herz und gibt uns das Selbstbewusstsein, auf andere Menschen zuzugehen. Wir brauchen das Feuerelement, um echte, liebevolle Beziehungen eingehen zu können, und dabei vielleicht sogar unsere eigenen Grenzen zu transzendieren.
Ein harmonisches Feuerelement bietet uns die Möglichkeit, im Einklang mit uns und mit anderen zu leben, unser Dasein als sinnvoll und Teil des “Großen Ganzen” zu erleben.
Die Organe des Feuerelements: Der Kaiser und seine Beamten
In der chinesischen Medizin und im Qigong werden jeder Wandlungsphase normalerweise zwei Organe zugeordnet: ein Yin-Organ und ein Yang-Organ. Im Falle des Holzelements sind das die Leber und die Gallenblase. Anders beim Feuer – da sind es zweimal zwei: Herz und Dünndarm, Perikard und der Dreifache Erwärmer (chinesisch San Jiao 三焦).
Das Herz ist verantwortlich für die Versorgung des gesamten Körpers mit Blut und Qi. Es wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin auch als Kaiser bezeichnet – wie ein weiser Herrscher sichert es die Harmonie aller Organe und wahrt den Überblick über das Ganze.
Das Herz wird vom Herzbeutel (Perikard) geschützt. Er wird als direkter Vollzugsbeamter des Kaisers bezeichnet und erfüllt zwei Aufgaben: Einerseits entscheidet er als Torwächter, welche Gäste zum Kaiser vorgelassen werden; zum anderen hat er die Aufgabe, Lust und Freude nach außen zu bringen.
Der Dreifache Erwärmer entspricht keinem westlichen Organ. In der chinesischen Medizin besteht er aus den drei Energiebereichen im Körper (Hals bis Zwerchfell, Zwerchfell bis Nabel, Nabel bis Schambein). Der Dreifache Erwärmer reguliert den Wärmehaushalt und ist für die Koordination aller energetischen Abläufe im Körper zuständig. Im übertragenen Sinne ist er der Beamte für Kommunikation und wichtig, um Kontakt zu anderen aufzunehmen und sich in einer Gruppe wohl zu fühlen.
Der Dünndarm ist dafür verantwortlich, das Klare vom Trüben, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen – sowohl körperlich als auch geistig.
So wie die Augen zum Holzelement gehört die Zunge – das „Sprachrohr“ des Herzens – als Sinnesorgan zum Feuerelement.
Das Feuer des Geistes – Shen 神
„Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!“
(Johann Wolfgang Goethe, „Faust II“)
Das Herz ist der Sitz des belebenden Geistes Shen. Shen stellt die am wenigsten materielle Form von Qi dar und steht für Bewusstsein, Unterbewusstsein und die geistigen Fähigkeiten des Menschen. Auch die Einstellung zum Leben wird vom Shen geprägt: wenn das Shen im Herzen eine geschützte, warme Heimat findet und der Dünndarm das Trübe herausfiltert, erleben wir geistige Klarheit und Lebensfreude.
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Das harmonische Feuer
Das Feuer kann sich von verschiedenen Seiten zeigen: Zuerst brennt es lichterloh, aber irgendwann verlöschen die Flammen und die Glut, die zurückbleibt, gibt beständige Wärme. Wie bei einem Lagerfeuer ist beim Feuerelement die richtige Balance wichtig – die Flammen sollten nicht außer Kontrolle geraten, aber auch nicht ausgehen.
Ein gesundes Feuerelement sorgt körperlich und emotional für Wärme; man fühlt sich wohl und gut aufgehoben. Das Feuer gibt unseren Gedanken Richtung und Klarheit und macht uns fähig, uns zu freuen, Begeisterung und Liebe zu empfinden. Damit können wir uns anderen Menschen zuwenden.
Feuer – ich und Du
Viele Redewendungen drücken aus, dass das Herzfeuer die Basis für die Verbundenheit mit anderen Menschen ist: Schon die alten Minnesänger „entflammten in Liebe“ für ihre Angebetete und wollten ihr „ihr Herz schenken“; wir richten „herzliche Grüße“ aus, und wenn jemand einen geliebten Menschen verloren hat, nehmen wir „von Herzen“ Anteil. Unabhängig von körperlichen Attributen machen die Begeisterung und Sinnlichkeit des Feuers uns attraktiv für andere Menschen. Aber was, wenn das Feuer in unserer Brust nicht harmonisch brennt?
Störungen im Element Feuer
Das Feuerelement gerät schnell aus dem Gleichgewicht – denke nur an das letzte Mal, als Du Dich verliebt hast! Normalerweise dauern solche Phasen nicht allzu lange an. Lodert das Feuer allerdings länger zu stark, äußert sich das in Rastlosigkeit, Hektik und emotionaler Instabilität. Menschen mit so gestörtem Feuerelement sind unfähig, anderen zuzuhören und fallen ihnen ständig ins Wort, oft begleitet von schrillem, hysterischem Lachen. Ihre Bindungsunfähigkeit zeigt sich auch in übersteigertem Geltungsdrang, Konkurrenzdenken und Neid, im Extremfall bis hin zu Manie oder Fanatismus.
Sich für etwas zu begeistern tut uns gut, aber in der heutigen Zeit hetzen wir zu oft fast manisch getrieben von einem Termin zum anderen – aufrechtgehalten von literweise Kaffee oder noch stärkeren Stimulantien wie zum Beispiel Kokain. Wird das Feuer ständig angefacht, brennen wir aus: das nennt sich dann „Burn-out“.
Im Gegensatz dazu sind Menschen mit schwachem Feuerelement antriebslos, lebensunlustig, kühl und schüchtern. Sie sind nicht in der Lage über ihre Gefühle zu sprechen, denn durch mangelnde Wärme kann sich das Shen nicht mehr anderen Menschen gegenüber öffnen. Wie in dem Märchen „Das kalte Herz“ treten negative Emotionen wie Schadenfreude, Eifersucht und Egoismus immer mehr in den Mittelpunkt.
Der „Feuer-Typ“
Bestimmt kennst Du auch Menschen, die einfach etwas magisch Anziehendes ausstrahlen: Solche Feuer-Typen sind extrovertiert, spontan, charismatisch, optimistisch, temperamentvoll und tragen das Herz auf der Zunge. Wegen ihrer Fröhlichkeit und ihres Charmes sind sie sehr beliebt. Sie sind gerne in Gesellschaft und suchen die enge Verbundenheit mit anderen Menschen. Oft nutzen sie ihre mitreißende Natur als Entertainer oder Künstler; ihre natürliche Autorität können sie als Führungspersönlichkeiten einsetzen und mit wehenden Fahnen vorangehen. Sie sind schnell „Feuer und Flamme“ für etwas und stecken andere mit ihrer Begeisterung an – allerdings neigen sie zur Oberflächlichkeit, und ihre Begeisterung ist häufig nur „ein Strohfeuer“, das kurz aufflackert aber dann schnell wieder verlischt.
Körperlich ist der Feuer-Typ eher zierlich gebaut, hat strahlende Augen und eine rötliche Gesichtsfarbe. Er ist anfällig für Ungeduld und Stimmungsschwankungen und muss aufpassen, mit seiner Energie nicht ständig nur im Außen zu sein. Herzklopfen, Kreislaufprobleme, Hitzewallungen und unruhiger Schlaf sind typische Symptome für Feuer-Menschen unter Stress.
Das Element Feuer im Qigong
Qigong bietet Dir viele Möglichkeiten, das Feuerelement zu stärken – besonders wenn Du mit Freude beim Üben dabei bist! Übungen des Elements Feuer fördern das Aufsteigen des Qi, die Öffnung von Herz und Brustkorb und die Durchblutung des gesamten Körpers.
Ein wichtiger Aspekt beim Üben: Wenn man Menschen auffordert, das Herz zu weiten, sperren viele reflexartig die Brust heraus. Das engt das das Herz aber eher ein – im Qigong sagt man, das Herz öffnet sich zur Seite! Achte daher im Stand darauf, die Achselhöhlen nicht zu verschließen – das Bild von zwei kleinen Qi-Wattebäuschen unter den Achseln kann Dir dabei helfen. Und wenn Du – was bei vielen verschiedenen Übungen vorkommt – die Arme seitlich hebst, gehe bewusst in Kontakt mit der Herzenergie und genieße das Ausdehnen in die Weite.
Zu den Übungen, die besonders das Feuerelement stärken, gehören: „Das Herz öffnen, die Brust weiten“ und „Den Affen abwehren“ aus dem 18fachen Taiji-Qigong, „Mit dem Qi einen Regenbogen malen“ und „Der rote Phönix fliegt in die Morgensonne“ aus dem Nei Yang Gong.
Ein guter Energiepunkt, um das Feuerelement zu harmonisieren, ist Lao Gong – das Handherz. Der Punkt liegt auf der Perikard-Leitbahn im Bereich, wo die Fingerspitzen von Ring- und Mittelfinger bei geschlossener Faust die Handfläche berühren: Fühle dich in den Punkt ein, um ihn geistig zu öffnen, oder massiere ihn sanft mit dem Daumen der anderen Hand.
Was kannst Du im Alltag tun, um das Feuerelement zu stärken?
Du kennst sicher den Spruch „Hand aufs Herz!“ – sei achtsam und ehrlich zu Dir und Deinen Bedürfnissen. Gönne dir Besinnungspausen, ausreichend Schlaf und gerne hin und wieder mal ein Mittagsschläfchen. Vermeide Multitasking, permanenten Stress und Zeitdruck und – im 2. Artikel aus dieser Serie „Die Zyklen der Fünf Elemente“ haben wir das ja schon ausgeführt – nimm Dir Zeit, Dich über kleine Erfolge gebührend zu freuen und sie zu feiern!
Dem Feuer tut alles gut, was „das Herz höher schlagen lässt“: spielerische Bewegung, Tanzen, Freunde treffen, gemeinsames Lachen und Berührung. Sei nicht immer total abgebrüht – stehe zu Deiner Begeisterung und Ausgelassenheit, erlaube Dir auch mal aufgeregt zu sein.
Außerdem hilft es, sich regelmäßig auf die Herzqualitäten Mitgefühl, Mitfreude, Dankbarkeit und Gelassenheit zu besinnen. Je mehr Zeit Du Dir mit Menschen gönnst, die Dir von Herzen wichtig sind, desto mehr pflegst du Dein Feuerelement und Dein Herz.
Nun nutze den Sommer, um Dein inneres Feuer zu pflegen! Zum Spätsommer setzen wir die Serie fort mit dem Element Erde, denn nach einer ausgelassenen Party soll man sich ja bekanntlich erstmal regenerieren und nähren…
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Wach und entspannt in den Tag – Qigong am Morgen in Berlin – neuer Einsteigerkurs
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So entfaltest Du Deine Lebenskraft: Qigong und Meditation mit Qi – Seminar mit Konstantin Rekk
Wie kannst Du Qi, Deine Lebenskraft, erfahren und entfalten? In diesem Seminar zeige ich Dir dafür einen direkten Weg – über ein umfassenderes Bewusstsein. Dabei tauchst Du ein in den heilsamen Qi-Zustand und vertiefst diesen bei bewegten und stillen Übungen. Mach mit und genieße die wunderbare Einheit von Bewegung und Stille.
Probiere es selbst aus! Du bist herzlich willkommen.
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