Dem Geheimnis des Wandels auf der Spur – so gestaltest Du Dein Leben mit den Fünf Elementen

Teil 1, von Miriam Brandt und Konstantin Rekk, 1. Dezember 2023

In dieser Artikelserie erfährst du:

• wie du mit der Lehre der Fünf Elemente Zusammenhänge im Kosmos und in deinem eigenen Leben verstehen kannst
• wie die Fünf Elemente deine Gesundheit und dein Wohlbefinden beeinflussen
• warum eine gesunde Entwicklung in verschiedenen Lebensphasen vom harmonischen Ausdruck der Elemente abhängt
• welche Möglichkeiten du hast, um die Fünf Elemente für ein Leben in Balance zu nutzen

Es ist wieder einer dieser Tage… nichts läuft rund: Du möchtest dich entspannen oder konzentriert etwas Produktives schaffen, aber stattdessen bist du gereizt, getrieben, zerrissen zwischen 1000 Impulsen. Um runterzukommen, isst du erstmal einen Joghurt, aber danach würdest du am liebsten nur noch ins Bett fallen. Dumm gelaufen, ist halt einer dieser Tage?

Nein! Solchen Zuständen bist du nicht hilflos ausgeliefert. Denn Gesundheit, Lebensqualität und glückliche Beziehungen sind kein Zufall, sondern das Resultat aktiver Lebensgestaltung.

Das haben Weisheitssuchende bereits vor über 2000 Jahren erkannt: Um die Kräfte der Natur, ihre Wandlungen und den Einfluss auf den Menschen zu verstehen, suchten sie nach verborgenen Zusammenhängen zwischen äußerlich unterschiedlichen Erscheinungen. Aus ihren Beobachtungen entwickelten sie die Lehre der Fünf Elemente. Diese wird bis heute in der Medizin, Ernährung, Qigong, Kampfkunst , Architektur und Lebenspflege angewandt. Wie – das erfährst du in dieser Artikelserie.

Du gewinnst Einsichten, wie die Fünf Elemente dein Leben beeinflussen. Du verstehst, wie ungünstige Zustände wie der anfangs beschriebene entstehen – und was du selber tun kannst, um dein Gleichgewicht wiederherzustellen. Außerdem zeigen wir dir konkrete Möglichkeiten auf, mit denen du im Qigong und im Alltag das Potential jedes Elements voll ausschöpfst.

Die Fünf Elemente – neue Aha-Erlebnisse dank altem Wissen

Alle materiellen und energetischen Phänomene des Universums befinden sich in stetigem Wandel – und auch deine körperlichen, geistigen und emotionalen Zustände verändern sich ständig. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen den Dingen, die wir auf den ersten Blick nicht als solche erkennen? Und wie können wir diese klug für die eigene Lebensgestaltung nutzen?

Als Antwort darauf entwickelten die alten Daoisten das Modell der Fünf Elemente (chinesisch: Wŭxíng – 五行). Dafür untersuchten sie Erscheinungen wie Jahreszeiten, klimatische Einflüsse, gesellschaftliche Prozesse, Lebensphasen, Körperfunktionen und Emotionen im Hinblick auf ihre energetische Qualität und die dahinter liegenden Bewegungen. Und erkannten: alle natürlichen Prozesse und Funktionen lassen sich sinnvoll einordnen in die fünf Grundelemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – und deren Wechselwirkungen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Begriff „Elemente“ hier über die westliche Definition unveränderlicher materieller Grundbausteine hinausgeht – deshalb werden die Fünf Elemente auch als die Fünf Wandlungsphasen bezeichnet. Im Daoismus sind dies grundlegende Phasen eines sich stetig wiederholenden Kreislaufs von natürlichen, psychischen und geistigen Phänomenen.

Der Zyklus von Entstehen, Aktivität, Rückzug und Vergehen findet sich in jedem Tag, in jedem Jahr, und auch innerhalb der menschlichen Lebensspanne wieder. Alles folgt unweigerlich den Stadien der Fünf Elemente in der Reihenfolge des Hervorbringungszyklus: Wasser, Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Was bedeutet das auf dein Leben übertragen?

Holz – Auf die Plätze, fertig, los!

Wir werden im Holzelement geboren. Das Holzelement hat die wichtige Aufgabe, den Menschen anzutreiben und seine Weiterentwicklung zu fördern – es liefert die Energie, damit ein Kind sich entwickeln, wachsen und lernen kann. Neugier, Spielfreude und Entdeckungsgeist sind Aspekte der Holzenergie. Wenn das Holz gestört wird, wandeln sich diese Aspekte ins Gegenteil; das Resultat sind Steifheit, Intoleranz, angestauter Frust, geistige Enge und körperliche Anspannung. Wenn sich die Holzeigenschaften gesund entfalten können, bleiben sie auch im späteren Leben als Ressourcen verfügbar – der Mensch kann kreativ, spontan, tolerant, großzügig und offen sein.

Feuer – die Welt ist nicht genug

In der Jugend erleben wir das Feuerelement auf seinem Höhepunkt: es ist die Phase von Sturm und Drang, Ausprobieren und Euphorie. Lodert das Feuer zu stark, schlagen die Feuereigenschaften über und führen zu Geltungsdrang, übersteigertem Ehrgeiz bis hin zu Fanatismus. Wird das Feuer zu wenig geschürt, kann der Mensch keine Begeisterung entwickeln – er ist desinteressiert, bringt kein Verständnis für andere auf und bleibt oft im Materiellen verhaftet. Ein gesundes Feuerelement ist damit die Basis, um ein gesundes Selbstbewusstsein, Lebensfreude, Klarheit, Sinn und Idealismus zu entwickeln.

Erde – die Füße auf den Boden kriegen

Im Erwachsenenalter ist das Erdelement prägend: wir werden sesshaft, sind eingebettet in ein stabiles soziales Netzwerk und gründen eine Familie. Das Erdelement vermittelt innere und äußere Stabilität: wir stehen mit beiden Beinen fest im Leben und finden unsere eigene Mitte. Wenn das Erdelement gestört ist, ist der Mensch unfähig, Ideen in die Realität umzusetzen und eine Existenz zu schaffen und zu erhalten (vielleicht kennst du ja auch Beispiele für Menschen, die mit Mitte 30 immer noch in der Pubertät zu stecken scheinen). Er bleibt unverbindlich und verantwortungslos in Beziehungen, schlägt keine Wurzeln und fühlt sich nirgendwo richtig zugehörig. Denn ein harmonisches Erdelement und eine stabile eigene Mitte sind Voraussetzung dafür, erfüllende Beziehungen mit anderen Menschen einzugehen. Auf die Erdphase folgt im fortgeschrittenen Alter die Lebensphase des Metalls.

Metall – was wirklich zählt

Das Metallelement steht für die Ansammlung von Wissen – vielleicht sogar von Weisheit – und ermöglicht Selbstreflexion wie auch eine gesunde Abgrenzung. Die Klarheit des Metalls schneidet durch den Nebel von Gedanken und Gefühlen: So wird das Wesentliche sichtbar und wir können Unwichtiges loslassen. Ist die schneidende Metallenergie zu stark ausgeprägt, bewertet der Mensch ständig, ist pedantisch, hart, kontrollierend und zynisch. Bei einem Mangel an Metall kann der Mensch Struktur und Ordnung nicht mehr aufrechterhalten. Er verliert den Blick aufs große Ganze und findet keinen Antrieb mehr, gleichzeitig zieht er sich zurück aus dem Austausch mit anderen. Manche Menschen schreiben in der Metallphase ihre Memoiren: wir erkennen unseren eigenen Wert und haben Reife und Autorität entwickelt; so können wir auch die eigenen Lebenserfahrungen einordnen und systematisieren.

Wasser – zurück zur Quelle

Die menschliche Lebensspanne endet im Wasserelement. Wir ziehen uns aus dem Leben zurück, gehen weniger äußeren Aktivitäten nach und wenden unsere Aufmerksamkeit nach innen. Das Wasserelement steht für Grundvertrauen und Ruhe. In ihm liegt die Fähigkeit zur Kontemplation: wir können mit unserer tiefsten Essenz in Verbindung kommen und Weisheit erlangen. Bei Störungen im Wasserelement kann der Mensch kein Urvertrauen entwickeln und leidet unter Ängsten. Gleichzeitig fehlt die Fähigkeit des Wassers, sich an äußere Bedingungen anzupassen und sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Mit dem Wasser als Grundlage allen Lebens schließt sich der Kreis zwischen Ende und Anfang.

Den Wandel gestalten

So wird dein Leben im Großen durch die Fünf Elemente beeinflusst. Trotzdem bedeutet das nicht, dass in einer bestimmten Lebensphase immer nur ein Element dominiert, denn die Elemente schwingen in uns in vielen großen und kleinen Zyklen, die sich überlagern und miteinander verwoben sind. Jedes Jahr, jeder Tag folgt dem Ablauf der Elemente, und je nach Disposition und aktuellen Umständen kommen unterschiedliche Elemente zum Tragen. So kannst du zum Beispiel in der Erdphase des Lebens eine Zeitlang voll im Holzelement sein, weil du voller Tatendrang an einem wichtigen Projekt arbeitest. Wichtig ist, sich dieser Zusammenhänge bewusst zu sein, denn ein harmonischer Fluss der Energien zwischen den Elementen ist die Voraussetzung für körperliche, emotionale und geistige Gesundheit. Mit etwas Erfahrung lernst du zu unterscheiden, wann die Energie eines bestimmten Elements dir hilft und wann ein Ungleichgewicht zwischen den Elementen dein Wohlbefinden und deine Gesundheit beeinträchtigt.

Wenn du die Fünf Elemente verstehst, kannst du sie zu deinem Vorteil regulieren: beim Kochen, in der Gestaltung deines Tagesrhythmus und deiner Aktivitäten, beim Üben von Qigong, durch Akupressur, in der Gestaltung deiner Wohnung, mit der Musik die du hörst und der Kleidung die du trägst, durch Rituale und vieles mehr. Wenn du wieder einen dieser Tage erlebst, weißt du dann, dass du unter den Anzeichen eines Ungleichgewichts der Holzenergie leidest, und dass es in dieser Situation Wunder wirkt, wenn du dich einfach ein bisschen bewegst und damit die aufgestaute Holzenergie abreagierst. Nachhaltiger aber hilft dir eine Atemmeditation: diese aktiviert das Metallelement und führt dich in die nährende Ruhe des Wassers. Wie genau dabei das Holzelement harmonisiert wird, erfährst du im Teil 2 dieser Artikelserie.

Bevor wir zu den einzelnen Elementen und ihren Wirkungen kommen, brauchst du ein grundlegendes Verständnis von ihrer Wechselbeziehung und innewohnenden Bewegung. Deshalb lies im nächsten Artikel, wie sich die Elemente gegenseitig nähren und ausgleichen – und warum es zum Beispiel gesund ist, den Abschluss eines Projektes ausgelassen zu feiern. Denn erst, wenn du die dynamische Wechselwirkung der Fünf Elemente mitdenkst, offenbart sich dir das Geniale dieses Modells.

Probiere es selbst aus! Du bist herzlich willkommen.

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