„Alle Dinge haben im Rücken das Weibliche und vor sich das Männliche.
Wenn Männliches und Weibliches sich verbinden, erlangen alle Dinge Einklang.“ (Laozi, Daodejing)
Aus der Betrachtung der Natur haben die Taoisten die Existenz zweier grundlegender polarer Kräfte abgeleitet. Aber Yin und Yang sind mehr als nur eine statische Einsortierung von Erscheinungen in Schubkästen. Sie beschreiben vielmehr die dynamische Einheit von gegensätzlichen Polaritäten und Kräften.
Folgende Grundsätze gelten für ihre Wechselbeziehung:
- Yin und Yang bilden eine Einheit und ergänzen einander, sind abhängig voneinander, relativ zueinander (polare Komplementarität)
- Nichts ist gänzlich Yang oder gänzlich Yin, Yang enthält den Keim für Yin und umgekehrt
- Yang wechselt zu Yin und umgekehrt, Yin und Yang wandeln sich wechselseitig ineinander um
- Yin und und Yang erzeugen sich gegenseitig, aus der tiefsten Ruhe (Yin) entsteht Bewegung (Yang) und umgekehrt
- Yin und Yang verbrauchen sich wechselseitig
Die Arbeit mit diesen polaren Qualitäten gehört zu den grundlegendsten Prinzipien des Qigong. Yang und Yin zeigen sich in:
- Bewegung und Ruhe
- Härte und Weichheit
- Fülle und Leere
- Außen und Innen
- Steigen und Sinken
- Öffnen und Schließen
- Willenskraft einsetzen und Willen loslassen
- Vorstellungskraft einsetzen und Vorstellungen loslassen
- Einatmen aktiviert, Ausatmen beruhigt
Die Bereiche und Momente, wo Yin und Yang miteinander wechselwirken und ineinander übergehen, sind beim Üben besonders wichtig. Es ist empfehlenswert diese bewusst wahrzunehmen, denn sie sind ein Schlüssel zur harmonisierenden und transformierenden Kraft der Übungen.
Bewegung und Ruhe sollen nicht einseitig eingesetzt werden. Ruhe ist die Grundlage von Bewegung und Bewegung eine Wirkkraft der Ruhe. Die Härte und Gespanntheit des Yang fördern das Aufsteigen der Energien, die Weichheit und Geschmeidigkeit des Yin fördern das Sinken. Jedes beinhaltet auch das andere und sie regulieren sich gegenseitig, halten sich in Balance.
Dabei ist Ruhe nicht mit völligem Erschlaffen oder Schlafen gleichzusetzen. In der Ruhe befinden sich alle Funktionen im Gleichgewicht und die Entstehung von Qi wird gefördert. Deshalb sind alle Qigong-Methoden darauf ausgerichtet, zur Ruhe zu kommen, um Energie aufzubauen und daraus eine echte innere Kraft und Lebendigkeit zu gewinnen; auch bei den bewegten Übungen gemäß dem Grundsatz. „Äußere Bewegung – innere Ruhe“. Aus dem tiefsten Yin (Ruhe) entsteht Yang (Bewegung).
Geistige Sammlung hält das Qi in der Mitte. Gerade zu Beginn der Übungspraxis sollte man darauf achten, dass man mit der Mitte verbunden bleibt und keine aufsteigenden Empfindungen entstehen. Wenn das Qi im Dantian stark ist, setzt es sich in Bewegung. So wirken die Prinzipien von Ruhe und Bewegung in den Übungen.