Autor: Stefan Stenudd
Übersetzung ins Deutsche: Sabine Neumann
Umsetzung XML und HTML Versionen: Konstantin Rekk
Copyright © 1992, 1998, 2004 (PDF edit 2) Stefan Stenudd
Vorwort
Osensei Morihei Ueshiba (1883-1969), der Aikido begründete und es energisch bis zu seinem Tod lehrte.
Der Kern des Aikido ist es, Harmonie mit der Bewegung des Universums zu erlangen und mit dem Universum selbst in Einklang zu sein. Wer zum Kern des Aikido gelangt ist, hat das Universum in sich und kann sagen: ich bin das Universum.
— Morihei Ueshiba
Tokyo, den 6. August 1992
Ich bin sehr erfreut darüber, dass ein neues Buch über Aikido, geschrieben von Stefan Stenudd, bald in Schweden veröffentlicht werden soll. Ich gratuliere!
Ich hoffe, dass dieses Buch allen Aikidoausübenden in Schweden helfen wird, den Geist und die Prinzipien des Aikido tiefer zu erfassen, und dass es sie als Resultat zu einem noch enthusiastischeren Training inspiriert.
— Moriteru Ueshiba
Stockholm, den 6. August 1992
Mit großem Interesse halte ich jetzt einen uniken Beitrag zu der langsam aber sicher wachsenden Schar von Aikidobüchern in der Hand. Morihei Ueshiba, osensei, schuf Aikido und verlieh damit einer Vision Form, die sich in ständiger Veränderung und Entwicklung befindet. Es macht mich besonders froh, wenn ein schwedischer Aikidoka, wohlbekannt sowohl auf als auch fern der Matte, sich daran wagt, seine Interpretation dieser Vision zu geben. Mit einer bildreichen und grenzenlosen Sprache gibt uns Stefan Stenudd hier seinen Beitrag zur Aikidoliteratur, eine farbige Darstellung der Botschaft des Aikido.
Neben seinen unzähligen Meriten innerhalb des Aikido kann Stefan sich mehrere Jahre als Lehrer, Aikidoklub-Leiter, Sprecher für das schwedische Aikido und vor allem zwanzig Jahre als Aikidoka anrechnen. All diese reichen Erfahrungen zusammengenommen, verbunden mit seinem starken Engagement, machen ihn gut vertraut mit der Welt des Aikido auf vielen Ebenen.
Ich glaube, dass dieses Buch viele Aikidoausübende inspirieren wird und hoffentlich auch den Teil der Menschheit, der Aikido und Morihei Ueshiba noch nicht entdeckt hat.
Danke Stefan!
— Jan Nivelius
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Übungen für Wirbelsäule und Zentrum (Dantian),
Spontanes Qigong – freier Fluss der Lebenskraft,
stille Übungen der taoistischen Meditation.
Vorwort
Ich war siebzehn Jahre alt, als ich das erste Mal von der merkwürdigen japanischen Kampfkunst Aikido hörte. Es war Krister, ein um einige Jahre älterer Freund, der erzählte, dass er es trainiert hatte.
Wie ernst er das ganze nahm, begriff ich teilweise daraus, dass er so lange damit gewartet hatte, etwas von seinem Wissen preiszugeben – obwohl er sicher wusste, wie sehr das einem Teenager imponieren würde – und teils aus seiner behutsamen, feierlichen Art, von Aikido zu erzählen. Krister beschrieb etwas ganz anderes als eine Reihe von Tricks um einen doppelt so großen Gegner zu Fall zu bringen, auch etwas anderes als einen Sport, der zu einer gesunden Seele in einem gesunden Körper führt. Wovon Krister erzählte war eine Art zu leben – eine Kunst, eine Philosophie, ja eine Art Religion.
Schließlich, als ich Kristers sowohl faszinierenden als auch unbegreiflichen Darlegung mit immer größeren Augen gelauscht hatte, musste ich ihn dazu bringen mir zu zeigen, wie das zuging. Auch da zeigte er sich erstaunlich widerwillig. Als ich eine Weile auf ihn eingeredet hatte, zeigte er eine der allereinfachsten Techniken, ai hanmi katatedori nikyo, wobei mein Handgelenk auf eine solche Weise verdreht wurde, dass ich von dem stechenden Schmerz zu Boden fiel.
Techniken, ai hanmi katatedori nikyo, wobei mein Handgelenk auf eine solche Weise verdreht wurde, dass ich von dem stechenden Schmerz zu Boden fiel.
Mein Handgelenk tat so weh, als wäre es ganz abgegangen, obwohl es unverletzt war, und sicher hatten die Knie von meinem abrupten Aufschlagen auf dem Boden blaue Flecken bekommen, aber ich war hingerissen von diesem einen: der Schönheit der Technik. Krister hatte seine Hand nur um die meine gewickelt, so einfach wie ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, wenn er auf einem Grashalm sitzt. Das war alles. Und ich fiel so abrupt auf den Boden wie durch einen Hammerschlag.
Das war schön, mitten im Schmerz. Das war magisch, unbegreiflich, obwohl es so einfach aussah. Das wollte ich lernen. Als der Anfängerkurs im Herbst begann, stand ich da, in meinem blauen Trainingsanzug, aufgeregt und erwartungsvoll.
Wie ein dunkelnder Himmel, auf dessen Hintergrund Stern um Stern sich für das Auge offenbart, so hat Aikido mir in den Jahren immer größere Reichtümer enthüllt. Und doch glaube ich, dass dieser Halbwüchsige, der von Kristers nikyo zu Boden plumpste, faktisch alles sah, womit die Jahre von Training danach mich bekanntmachten. Was folgte, war weder mehr noch weniger als Bekräftigungen – lebendige Bekräftigungen.
Wie exotisch einige der Bewegungsmuster im Aikido auch sind, werden sie immer von einem Gefühl des Wiedererkennens begleitet. Wenn man es zustandebringt, dass die Technik irgendwie funktioniert, da ist sie nicht länger wie eine Vokabel einer fremden Sprache, die man nach stundenlangem Pauken endlich auswendig gelernt hat. Nein, sie ist ein alter Freund, der sich nach einer Weile Abwesenheit zeigt, oder ein kleiner Muskel, der lange geruht hat und jetzt wieder in Gebrauch genommen wird. Alle Geheimnisse des Aikido sind déja vu – man erkennt sie wieder.
Wie kann das so sein? Vielleicht dürfen wir mit Platon sagen, dass der Mensch nichts lernen kann als das, was er in seinem Innersten schon von Anfang an konnte. Alle Weisheit ist von Geburt an in unseren Köpfen, wir müssen uns nur daran erinnern. Das ist nicht wunderlicher als der Gedanke, dass etwas aus etwas kommen muss, niemals aus nichts.
Eine solche Vorstellung ist mir nicht fremd, aber genauer ausgedrückt begreife ich in meinem Inneren, dass das Wiedererkennen einem bestimmten Umstand entspringt: das, was ich von Anfang an wiedererkennen und klar sehen kann – wie wenig ich es auch geübt habe – ist das Wahre.
Was wahr ist, völlig wahr, wird unmittelbar von jedem Menschen wiedererkannt – wenn er nur will. Wenn ich irgend auf meine Sinnen vertrauen konnte, so wusste ich also vom ersten Augenblick an: Aikido ist wahr.
Vorwort zur zweiten Auflage
Als die erste Auflage dieses Buches 1992 erschien, fand es sowohl einen Absatz als auch eine Hochschätzung, die mich überraschten. Selbst hatte ich eher damit gerechnet, gewisse Kritik dafür zu bekommen, dass ich es wagte, über die Prinzipien und die Philosophie von Aikido zu spekulieren – wir haben in dieser Hinsicht eine Tendenz, alles, was nicht aus den ursprünglichen Quellen kommt, als loses Geschwätz, nahezu als Lästerung abzutun. Auf diese Weise können wir in unserer Demut so weit gehen, dass wir nahezu von ihr erstickt werden. Ich will eher glauben, dass es höchste Zeit für uns ist, die wir diese verwirrende Kampfkunst lernen, dass wir – selbst wenn wir Westler sind – es wagen zu experimentieren, zu erneuern und ohne Stammeln zu erörtern, auch Aspekte, in denen wir nicht behaupten können, ein sicheres Wissen zu haben. Nur auf diese Weise kann Aikido sowohl am Leben gehalten werden als auch wachsen und sich entwickeln, so dass auch die Proselyten der Zukunft in Erstaunen gesetzt werden und sofort feststellen, dass man dieser Sache eine Lebenszeit widmen kann, ohne ihr überdrüssig zu werden.
Solchen Mut bei Aikidoausübern jeder Art zu wecken, dazu wird dieses Buch meiner Hoffnung nach beitragen.
In die neue Auflage wurden mehr Fotografien eingefügt, ebenso einige neue Textabschnitte und Komplettierungen vor allem der Geschichtsschreibung, was die Jahre seit 1992 betrifft. Außerdem habe ich mich mit der ständigen Kleinlichkeit des Autors nicht davon zurückhalten können, die Sprache ein wenig zu putzen. Im Wesentlichen ist doch der Inhalt des Buchs derselbe. Schneller geht die Entwicklung im Aikido nicht, scheint es, als dass ich nun feststelle, dass ich nach weiteren sechs Jahren Training ziemlich genau dasselbe über die Prinzipien und Grundlagen des Aikido denke – und ja, ich bin ebenso hilflos verzaubert.