Das Wort Go in Gotai bedeutet eigentlich hart, aber in diesem Zusammenhang trifft statisch besser zu. Der nächste Schritt, Jutai, ist jedoch ein markierter Gegensatz zu dem harten: Ju bedeutet weich – das ist das selbe Wort wie in Judo und Ju-Jutsu.
Jutai ist das weiche Training, und es ergibt sich als völlig logische Folge des statischen Trainings. Gotai öffnet den Weg zu der weichen Methode, wird faktisch eine weiche Methode, je mehr man trainiert. Der harte Griff wird aufgeweicht und aufgelöst, die steife Position wird verwandelt in eine wogende Bewegung. In ju tae geschieht das nicht im nachhinein, sondern schon von Anfang an. Man leitet die Aikidotechnik ein, bevor der Angriff vollendet ist, bevor der Griff voll und ganz um sein Ziel geschlossen wird. Wenn der Partner für seinen Angriff nach vorne geht, macht auch der Verteidiger den einleitenden Schritt in seiner Aikidotechnik. Nur in dem Augenblick, bevor der Angriff beginnt, stehen beide still.
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Der erste Schritt ist die nach vorne gehende und gleichzeitig weggleitende Bewegung, Irimi oder Tenkan, Omote oder Ura. Auch in diesem Schritt sind die Richtung des Bauchs und die Hüftbewegung das Wichtige. Wenn die Hüfte gedreht wird, verschwindet man als Zielscheibe, ungefähr wie wenn eine Tür auf geht, und man kommt neben dem Angreifer an, mit dem Bauch in seine Richtung weisend. Damit hat man einen unschätzbaren Vorteil – der Partner hat seine Kraft und seinen Bauch nach vorne gerichtet, in die Richtung, in der sich seine Zielscheibe zuerst befand, während der Verteidiger mit gutem Spielraum in der Sphäre des Partners ist und all seine Kraft auf diesen gerichtet hat. Der Partner benötigt einen vergleichsweise langen Zeitraum, um seinen Körper und seine Kraft umzulenken, und während dieser Zeit kann der Verteidiger tun, was ihm einfällt.
Das was ihm einfällt, ist eine Aikidotechnik, die die Kraft des Partners in die falsche Richtung führt, dorthin, wo er keinen Schaden ausrichten kann, und ihn dann zu Fall bringt. Nur wenn der Partner seinen Kraftfluss aufzuhalten und die Bewegung zu stoppen vermag, hat er die Chance, in einer neuen Richtung zu attackieren. Die Aikidotechnik gibt ihm keine solche Chance. Was sie tut ist, ihn in seinem Angriff weiterzuleiten, länger als er sich gedacht hat, ihn aber im Besitz einer Art Hoffnung zu lassen, so dass er in seinem Körper das Gefühl hat, dass er sich andauernd in voller Fahrt befindet, um seinen Gegner zu besiegen – obwohl er keine Ahnung mehr hat, wie.
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In Jutai gibt es nur zwei Momente des Stillstands – teils bevor der Angriff eingeleitet wird, wenn die Kontrahenten einander im korrekten Abstand ma-ai betrachten, und teils zu Ende der Technik in einem Festhaltegriff oder nach einem Wurf, der den Partner zu Boden gebracht hat.
Was vor allem in Jutai geübt wird, ist Taisabaki, die Drehung des Körpers, die dazu führt, dass der Angriff sein Ziel verpasst. Gleichzeitig wird dadurch die Aikidotechnik eingeleitet. Im Vergleich zu Gotai hat man ganz einfach seine Hüftbewegung und damit seine Schritte zeitlich vorverlegt. Die Bewegung, die einem in Gotai erlaubte, sich aus dem harten Griff zu lösen, führt in Jutai dazu, dass der Griff niemals Halt bekommt.
Ulrika Bosaeus, Stockholm. Foto: Magnus Hartman.
Das ist die normalere Art, Aikidotechniken auszuführen, und außerdem wird es jetzt auch möglich, sich in der Verteidigung gegen Hiebe, Schläge und Fußstöße zu trainieren – so etwas ist natürlich unpassend aus einer statischen Position. Es führt auch automatisch dazu, dass man von einer schrittweisen Ausführung von Aikidotechniken wegkommt. Man bekommt immer mehr ein Aikido, in dem sämtliche Momente zusammen fließen und eine einzige, zusammenhängende Bewegung bilden. Damit nähern wir uns ki nagare.