Qi und Gong

Die eigene Übungspraxis im Qigong – dem Prozess folgen

Qigong fußt einerseits auf dem Üben und Praktizieren der Bewegungsformen (Gong) und andererseits auf der Verbindung zur eigenen Lebensenergie (Qi). Das Wiederholen und Verfeinern ist essentiell, um die Bewegungsformen zu erlernen, in sie einzutauchen und deren Qualitäten zu erspüren. Der Körper mit all seiner Sinnesfähigkeit ist dabei das Medium für die Qi-Erfahrung.

Zumeist beginnt der erste Kontakt zum Qigong in einem Kurs. Die Übungen werden als wohltuend wahrgenommen. Sie machen lebendig und gleichzeitig entspannen sie auch. Schritt für Schritt eröffnet die Übungspraxis die Möglichkeit, auf den körperlichen und geistigen Zustand positiven Einfluss zu nehmen. Die eigene Mitte, das innere Gleichgewicht und der Zugang zur Lebensfreude werden gestärkt. Das Gemeinschaftliche des Kurses trägt das Seine dazu bei. Der Lehrer oder die Lehrerin halten den Rahmen, vermitteln ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz und fördern den einzelnen.

In diesem Feld entsteht und wächst die Verbindung zwischen Qi und Gong und allmählich startet der Prozess des eigenen Praktizierens. Dieser wird fassbar, wenn ich eigenständig außerhalb der Gruppe beginne zu üben. Mit dem selbständigen Üben vertraue ich mehr und mehr all meinen Sinnen und meinem Wissen. Zuerst sind die Übungsphasen kurz, doch mit der Zeit dehnen sie sich aus und beginnen ihre eigene Qualität zu entfalten. Dabei ist das Ziel der eigenen Übungspraxis nicht, per se unabhängig zu werden, sondern wertvolle Erfahrungen über mich zu sammeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Der Kontakt zu einem Lehrer oder einer Lehrerin und zu einer Übungsgruppe behält auch weiterhin seine Berechtigung.

Mit dem Start des eigenen Entwicklungsweges beginnt eine neue Art der Auseinandersetzung mit sich selbst. Im eigenen Übungsprozess gilt es Herausforderungen, die nicht von außen kommen anzunehmen und Unbekanntes zu integrieren. Dabei hilft die körperliche Bewegung innerlich und mental im Fluss zu bleiben, den eigenen Prozess wahrzunehmen und ihm zu folgen.

Entlang dieses Weges ist ein aufmerksamer und achtsamer Blick ein wertvoller Begleiter. Er ist eine innere Instanz, die über den Übungsprozess wacht, fortwährend für einen stabilen äußeren Rahmen sorgt und motiviert weiterzumachen.

Dieser Begleiter wird implizit über wohltuende Erfahrungen im Übungsprozess gestärkt. Doch er kann auch explizit gefördert werden, indem man sich jenseits des Übens mit dem Übungsprozess selbst beschäftigt. Wenn ich weiß, aus welchem Impuls heraus ich ursprünglich zu üben begann, welche Qualitäten ich im Laufe der Zeit entdeckt und welche Herausforderungen ich gemeistert habe, dann wird die Achtsamkeit und der innere Begleiter gestärkt. Diese innere Bewusstheit bereichert das Üben und lässt mich klarer sehen, wo der nächste Schritt hinführt.

Gerne lade ich ein, gemeinsam über die individuellen Erfahrungen mit dem eigenen Übungsprozess nachzudenken und zu sprechen. Für die Moderation nutze ich Methoden der Prozessmoderation.

Autor: Harald Stoll (Qigong-Kursleiter im Tanden Dojo und ausgebildeter Coach)

Probiere es selbst aus! Du bist herzlich willkommen.

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