Ma-ai – der sichere Abstand
Von den vielen Unterschieden zwischen den Nationalitäten ist einer der deutlichsten, welchen Abstand Menschen von unterschiedlichen Kulturen gewöhnlich zueinander einnehmen, wenn sie miteinander sprechen oder umgehen. In einigen Ländern ist der Abstand kurz, man kann einander ohne Problem praktisch auf dem Schoß sitzen und sich doch frei unterhalten. In anderen, wie zum Beispiel in Schweden, braucht man mindestens einen halben Meter Distanz, damit die beiden sich nicht bedrängt fühlen und nach hinten ausweichen. Das wird ziemlich komisch, wenn Menschen von unterschiedlichen Gewohnheiten ein Gespräch führen – der eine geht nach vorne, um nicht unanständig distanziert zu sein, der andere geht zurück, um sich nicht bedrängt zu fühlen.
Man kann von einer privaten Sphäre sprechen, die sich um den eigenen Körper ausbreitet. Innerhalb dieser Sphäre will man allein sein und in Ruhe gelassen werden, wenn es sich nicht um Intimitäten handelt. Japaner sind an Gedränge gewöhnt und haben es deshalb leicht, sich zusammenzudrücken wie Sardinen in Konservendosen, ohne im geringsten auf ihre Integrität zu verzichten – sie haben eine Technik, so zu tun, als existierten die anderen nicht. Wenn sie reichlich Platz haben, ziehen sie einen Abstand vor, der dem der Schweden gleicht.









