Takemusu – grenzenlose Improvisation
Das heutige Aikido ist gut organisiert, mit einer Hierarchie, mit Regeln für Kyu- und Danprüfungen, samt eines Systems von Grundtechniken, die auf eine ziemlich festgelegte Weise ausgeführt werden sollen. Aber diese schmucke Ordnung ist nicht Morihei Ueshibas Werk. Mit Politik und Organisatorischem wollte er sich nie befassen. Prüfungen führte er spontan durch, fast aufs Geratewohl – sogar für die höchsten Dangrade. Ebensowenig baute er ein System von Grundtechniken auf – es ging meistens so zu, dass er hier und da während der Trainingsstunden sagen konnte: „Das hier ist eine Grundtechnik im Aikido.“ Und sofort machten seine Schüler Notizen.
Für Morihei Ueshiba war Budo etwas ganz anderes als die weltliche Ordnung. Die Geheimnisse des Budo – und er war lange sehr zurückhaltend mit ihnen – sollten nur von Lehrer zu Schüler mittels des praktischen Trainings im Dojo überführt werden. Anderes hatte keine Bedeutung. Von irgendeinem besonders pädagogischen System konnte auch nicht die Rede sein, da Aikido Ueshiba zufolge nichts anderes ist als der schöne Ausdruck für einen reinen Geist und göttliche Prinzipien. Die Techniken hatten für ihn keinen anderen Wert denn als Verbindungsglieder zu diesem höheren und inneren Wesen, warum also eine große Sache aus ihnen machen? Aikido soll absolut nicht bei einer Anzahl fester Würfe und Festhaltegriffe stehen bleiben – im Gegenteil, es muss Takemusu (武産) werden, eine grenzenlose Kampfkunst, die im Jetzt geboren wird. Improvisation.









