Was macht ein Atem-Seminar? – ein Erfahrungsbericht
Im Tanden Dojo Berlin wird ein Atem-Seminar angeboten, und ich denke über eine Teilnahme nach. Der Flyer klingt verlockend und macht mich neugierig. Unter vielen der beschriebenen Begriffe kann ich mir allerdings noch nichts Genaues vorstellen. Andererseits fühle ich mich doch reif genug, schließlich praktiziere ich ja schon seit 32 Jahren das Atmen. Und jetzt noch ein ganzes Wochenende zusätzlich? Das wird doch eher langweilig, oder? Andererseits könnte sich dadurch auch mein Atembewusstsein auch beim Qi Gong verändern.
Ich habe den Mut und reserviere mir ein komplettes Wochenende, vielleicht ein Gesundheitswochenende?! Freitagabend gibts keinen Alkohol und keine Zigarette, und ich versuche zeitig ins Bett zu gehen. Nach dem Frühstück mache ich mich wie empfohlen mit meiner Kuscheldecke und etwas Tee auf ins Dojo.
Hier liegen jetzt schon ca. 11 Teilnehmer auf ihren mitgebrachten kleinen Meditationsoasen und kommen an. Unser Lehrer Konstantin sitzt vorn und empfiehlt den Teilnehmern, sich etwas versetzt zu positionieren, um allen eine gute Sicht auf ihn zu ermöglichen. Nach einer sehr entspannten kurzen Vorstellungs -und Erwartungsrunde beginnen wir mit einem Dehnungsprogramm. Hier muss man kein Yogi sein, um den Übungen folgen zu können. Man bekommt aber recht schnell ein Feedback von seinem Körper, an welchen Stellen etwas mehr nicht verkehrt wäre. Die Stimmung ist locker, niemand wird gewertet, und Konstantin schafft es mit seiner ruhigen Art, den Teilnehmern Haltungskorrekturen mitzugeben, ohne oberlehrerhaft daher zu kommen. Nach ca. 1,5 h gibt es eine kurze Pause. Es gibt Tee und man kann sich kurz an die frische Luft begeben.
Die meisten Teilnehmer haben nach der Dehnung bereits ein deutlich verändertes Körpergefühl, empfinden Klarheit, Frische und eine gewisse Sortiertheit. Die nun folgenden sitzenden und liegenden Übungen zielen auf das Erlernen der Achtsamkeit ab, d.h. reines Beobachten des eigenen Atmens, ohne dieses zu bewerten oder zu verändern.
Nach der Mittagspause folgt der deutlich aktivere Teil. Wir üben jetzt im Stehen und versuchen die entsprechenden Atemübungen nach Anleitung bewusst auszuführen. Durch die Achtsamkeitsübungen zuvor hat man sich ein völlig neues Körpergefühl erarbeitet und man beginnt zu erahnen, dass es noch viel mehr Spannendes im eigenen Körper und Geist zu erfahren gibt.
Nach dem ersten Seminartag fühle ich mich fantastisch entspannt und bin sehr gelassen. Dieser Zustand der absoluten Ausgeglichenheit sollte öfter in mein Leben treten!
Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, mit der Atemarbeit fortzufahren, ob an der Bushaltestelle oder im Bett vor dem Einschlafen. Beim nächsten Seminar wird sich zeigen, ob mir das gelungen ist…
Stephan Hesse