Wie Qigong für mich ist
ein humorvoll-philosophischer Erfahrungsbericht von Harald Loft. Harald übt schon seit einigen Jahren Qigong im Tanden Dojo.
Mein erstes Mal
Meine Tochter hatte mir zu Weihnachten eine Probestunde Qi Gong im Tanden-Dojo geschenkt – bin ich halt hingegangen. Danach wusste ich, dass ich das jetzt bitte weiter machen wollte. Mein Körpergefühl war besser, als ich es die letzten sechs Jahre gekannt hatte.
Es hatte da Situationen gegeben, in denen ich vor Schmerzen im Bereich der Schulter und Halswirbelsäule nicht mehr Auto oder Motorrad oder Fahrrad fahren konnte. Ich musste die Korrekturen von 30 Deutsch-Oberstufen-Klassenarbeiten am Wochenende fertig machen, konnte aber kaum noch am Schreibtisch arbeiten.
Ich mache Qi Gong jetzt seit 4 Jahren regelmäßig (in der Pandemie auch über Zoom) und kenne solche Schmerzen nur noch in der Erinnerung.
„Der Schwimmende Drache“ – eine wirksame Qigong-Übung, die Du fast überall in 5 Minuten üben kannst:
Als ich das erste Mal in der Gruppe meistens ziemlich junger Männer und Frauen in dem Kreis vor Konstantin stand und den Kopf nicht höher als ca. 75 Grad kriegte, dachte ich „Ich lass mich da jetzt mal drauf ein. Wenn es besser wird, ist es ok, wenn nicht, kann ich immer noch gehen. Die Esoterik dahinter, falls es die gibt, ist mir egal; Hauptsache, es passiert was.“
Ich glaube, dass ist ne ganz gesunde Einstellung – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe anderthalb Stunden einfach nachgemacht, was Konstantin, unser Qi Gong-Lehrer, da vormachte, und irgendwann hatte ich einen Kontakt mit meinem Körper, den ich seit sehr, sehr vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte. Nichts Sensationelles, eher nebenbei, ein Vergessen der Schmerzen, eine Ausruhen im Einklang, eine Erinnerung ans Spiel aus der Kindheit, eine Erleichterung: Er –leicht-erung.
Ich habe damals geahnt, worum es gehen würde: „Ich“ im Sinne von „Ich, der Körper, die Empfindungen, das Gefühl und das Bewusstsein“. Die Einheit davon, die sich in der Stimmung vermittelte, in der ich dann am Ende war: wie aus dem Schlaf aufgewacht, in einer Art körperlicher Klarheit, Durchlässigkeit, Lebenslust, ohne von irgendeinem Stoff angetrieben zu sein.
Hippie-Dance in Zeitlupe
Das ist vielleicht nicht für jede:n so. Wenn man von außen beobachtet, mit einem Kamerablick, kann es vielleicht so ausssehen:
Da sitzen ein paar Leute fast aller Altersstufen zunächst mal in einer Art kompliziertem Schneidersitz (den ich immer noch nicht hinkriege, dazu später), dann stehen sie im Kreis rum, der Chef kommentiert, wie es ihm so geht, während er rumsteht, die anderen machen‘s mehr oder weniger gut nach, dann wackelt der Chef mit den Hüften, worauf dann alle mit den Hüften wackeln, mal auf den Bauch, mal auf die Beine klopfen und dann bewegen sie sich so ähnlich, als würden sie einen winzigen Teil eines Breakdance üben oder als würden 70er Hippies in Zeitlupe tanzen. Zwischendurch stellen sie dem Chef Fragen, die er (gut gelaunt und ausführlich) beantwortet, dann kommt noch ein Move, der vier-fünfmal wiederholt wird, dann lassen alle zusammen so eine Art Urwaldschrei los, dann ist Schluss.
Lachhaft.
Zurück in die Kindheit – durch Rumstehen
Ich habe keine Ahnung von Medizin und ich kann mir die chinesischen Bezeichnungen, die Konstantin manchmal zur Beschreibung gebraucht, auch schlecht merken. Ich versuche mal zu beschreiben, wie ich das oben von außen beschriebene Qi Gong erlebe, eher assoziativ.
Die Art, wie wir stehen, wenn wir angefangen haben „bewegtes Stehen“ zu lernen, erinnert mich an die Art, in der Kinder im Alter von anderthalb bis zwei Jahren stehen. Ich glaube, das ist die Art, in der Menschen natürlich stehen, bevor sie es, etwa durch Schulen mit einem Bewegungsspielraum von ca. 50 Quadratzentimetern oder von Stress geprägter körperlicher oder geistiger Arbeit verlernen. Wer die Anmut von Kindern in diesem Alter kennt, weiß wovon ich rede.
Man kann das wieder lernen, es gibt ein „Leibgedächtnis“Zu diesem Begriff empfehle ich die Arbeiten von Thomas Fuchs, Professor für Psychiatrie und Philosophie, Uni Heidelberg . Das „Rumstehen“ erweist sich unter Konstantins Anleitung als diese Art von Er-innerung: Jede:r, der sich darauf einlässt und nicht nachmacht, sondern nachspürt, empfindet ja vom ersten Moment an, dass wir nie wie ein Pfahl stehen, sondern mit erst kleinen, dann winzigen Bewegungen um eine zugleich horizontale und vertikale Mitte des KörpersMan kann das in wikipedia unter „Dantian“ oder „Hara“ nachgucken. Mehr weiß ich darüber auch nicht. pendeln. Wenn wir da also „rumstehen“, pendeln wir uns ein auf dieses Zentrum; wenn wir es erfasst haben oder besser spüren, dass wir davon erfasst sind, pendeln wir immer noch, wir bleiben in Bewegung. Ich kannte diesen Bereich aus einer ganz anderen ErfahrungMit Funktioneller Entspannung nach Marianne Fuchs, die bei Viktor von Weizsäscker gearbeitet hat.. Er kann auch mit Konzentration auf das Ein- und Ausatmen erfasst werden: das untere „Dantian“ ist, wohin die Atembewegung geht, in einer winzigen Pause fast aufhört und dann wiederkommt. Wir lernen (erinnern uns daran), unsere Bewegungen von diesem Punkt ausgehen zu lassen.
Das Qi und ich
Das ist es im Wesentlichen, so scheint es. Dann, im angeleiteten Einüben der Qi-Gong-Bewegungen verstärkt durch das Üben zu Hause, ein-zweimal die Woche, beginnt man zu ahnen, was Qi ist. Zu beschreiben, was das ist, ist schwierig. Wie sagt Wittgenstein so richtig: „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigenIch halte das da mit Paul Feyerabend: „Anything goes“. Wenn das daoistische Konzept von Lebensenergie in seinem kulturellen Konzept funktioniert und die Übungen in dieser Tradition Wirkungen haben, die ich als heilsam verspüre, heißt das nicht, dass ich einer vitalistischen Auffasssung von Lebensenergie anhänge oder nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Und dass Aristoteles oder Hegel sich vermutlich so etwas Ähnliches (Entelechie, Geist in der Natur) vorgestellt haben, ändert nichts daran, dass sie, im Gegensatz zu mir, geniale Philosophen sind..“
Ich kann aber kurz über Wirkungen schreiben, die ich darauf (oder das mentale Modell mit diesem Titel) zurückführe. Über dunkle Materie kann man ja auch sprechen, obwohl man sie nur aufgrund bestimmter Phänomene und Theorielücken vermutet.
Wenn ich im Tanden Dojo übe, werden meine Gelenke beweglicher, zugänglicher, sie werden „durchlässig“, geschmeidig. Sie bewegen sich im Körper als einem System, das ich als Ganzes spüre; dieses System bewegt sich, wenn es gut läuft, wie von selbst. Man muss sich die Videos von Konstantin ansehen, wenn man von außen sehen will, wovon ich spreche. (Von mir gibt es Gottseidank keine Videos.)
Die ein, zwei Jahre Übung haben dazu geführt, dass sich mein Gang und meine Haltung verändert haben. Manchmal, wenn ich mal wieder hastig irgendwo hinlaufen will, „weil es eilig ist“, Kopf hängend, eiserne Hüfte, hier und da über Berliner Granitplatten stolpernd, halte ich inne, und erinnere mich – der Gang wird aufrecht und schwingend, ich nehme die Dinge um mich herum verändert und intensiver wahr.
Oder ich setze mich zuhause zur Übung auf die Matte und erinnere mich – die oft angespannten Schultern, die Oberarmgelenke, der schmerzende Rücken auf Höhe des Sonnengeflechts entspannen sich, die Wirbelsäule trägt den Kopf, der auf den Halswirbeln schwingt.
Ja, das klingt jetzt wie diese Rentner-Werbung gegen Reizdarm im Vorabend-Programm und ich hör ja auch schon auf.
Aber wahr isses.
Wandle Muskeln und Sehnen, bewege Dein Qi – neuer Qigong-Einsteigerkurs
Tu Dir was Gutes! Nutze die Chance zum einfachen Einstieg ins Qigong: Unser neuer Qigong-Einsteigerkurs startet am 11. September. Du übst die Grundlagen und lernst die 12 Bewegungen aus der Reihe "Wandle Muskeln und Sehnen, bewege Dein Qi".
Achtsamkeit, Atemarbeit und Meditation – Studiengruppe in Berlin
Verbinde mit Hilfe des Atems tiefe Entspannung, Lebendigkeit und Achtsamkeit zu einem großartigen Lebensgefühl! Achtsamkeit, Atemarbeit und Meditation in Bewegung und Stille – Studiengruppe für Anfänger und Fortgeschrittene.
Genieße den freien Fluss Deiner Lebenskraft – Neujahrs-Seminar 2025 mit Konstantin Rekk
An diesem Wochenende kannst Du Dein Leben mit der wunderbaren Erfahrung der Einheit von Stille und Lebendigkeit bereichern und danach in Deinen Alltag mitnehmen. Dabei helfen Dir wirksame Methoden, die Konstantin Dir an diesem Wochenende vermitteln wird:
Übungen für Wirbelsäule und Zentrum (Dantian),
Spontanes Qigong – freier Fluss der Lebenskraft,
stille Übungen der taoistischen Meditation.
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